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10 wichtige Leitlinien für die Gestaltung von ergonomischen
WWW-Informationssystemen
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6. Navigation
Der Begriff Navigation bezeichnet bei Hypertext-Systemen die Tätigkeit, die ein Benutzer
ausführen muß, um gewünschte Informationen zu finden. Informationen im Hyperspace
zu sammeln kann teilweise schwerer sein als bei
konventionellen sequentiellen Texten, da ein Hypertext-Dokument gewöhnlich mehrere Links,
und so auch mehrere Möglichkeiten der Navigation, anbietet.
Hinzu kommt, daß in einem reinen Hypertext, der lediglich assoziative Links besitzt,
das zielgerichtete
Suchen nach Informationen nur schwer möglich ist. Hypertext-Links verweisen zwar auf weitere
Informationen zu einem Thema; aber überhaupt erst einmal Dokumente zu einem Thema zu finden
kann ein Problem für Benutzer darstellen. Die Ursache hierfür liegt in der fehlenden
semantischen Struktur eines reinen Hypertextes begründet.
Er bietet lediglich assoziative Relationen zueinander, weist aber keine
Gliederung auf.
Die inhaltliche Gliederung in Abschnitte und Kapitel ist eine von konventionellen Dokumenten
her bekannte Methode, um Informationen zugreifbar zu machen. Ebenso wie ein Sachbuch ohne
eine solche Gliederung kaum denkbar, geschweige denn nützlich wäre,
muß auch ein Hypertext eine für die Benutzer verständliche und überschaubare Struktur
aufweisen.
Da die Benutzer unterschiedliche Gewohnheiten, Fähigkeiten und Aufgaben
haben, gehen sie bei der Navigation unterschiedlich vor. Dies macht es unmöglich, eine
für alle Benutzer sinnvolle Struktur zu finden, weshalb ein ergonomisches
Hypertext-System weitere Navigationsmöglichkeiten bietet.
Im Vergleich mit den meisten anderen Hypertext-Systemen bietet das WWW nur wenige
Navigationshilfen. Die einzige systemimmanente Navigationsmöglichkeit
sind die Hyperlinks des WWW. Die WWW-Browser bieten zudem einige Hilfsmittel,
wie das Zurückkehren zu vorher besuchten Seiten ("Backtracking")
und das Vermerken wichtiger Dokumente
in einer "Bookmark-Liste". Weitere Funktionen, wie beispielsweise eine Suche nach
Begriffen oder ein alphabetischer Index, müssen - mit gewissem Aufwand - auf
Server-Seite bereitgestellt werden. Eine Erweiterung des Funktionsumfangs der
WWW-Clients ist nur recht eingeschränkt möglich, da viele der Navigationsmöglichkeiten
im Hypertext den direkten, schnellen Zugriff auf die
Dokumentdatenbank (und eine Linkdatenbank)
benötigen. Einige Navigationshilfen wiederum sind nicht maschinell erstellbar,
sondern erfordern das substantielle Wissen der Autoren. So gesehen ist das WWW
aus Hypertext-Sicht ein ziemlich magerer Prototyp, der von den meisten anderen
Hypertext-Systemen in puncto Bedienung klar in den Schatten gestellt wird.
Empfehlungen
A. Lokale Navigationshilfen
Da das WWW nur sehr eingeschränkte Navigationsmöglichkeiten
anbietet, müssen die Autoren eines WWW-Servers selbst darauf achten, daß die
Informationen für die Benutzer schnell und einfach zugreifbar sind.
Folgende Punkte ist die Aufmerksamkeit zu schenken:
- Informationen nach Benutzeranforderungen gliedern
Um nach Informationen auf einem WWW-Server systematisch zu suchen, müssen die
Informationen strukturiert werden.
Die bei Computer-Informationssystemen bewährtesten Gliederungsformen sind
die sequentielle (in thematischer oder alphabetischer Reihenfolge)
und die hierarchische Gliederung (als Baum oder Graph). Die hierarchische
Gliederung bietet vor allem für Systeme mit vielen Objekten erheblich bessere
Möglichkeiten, da man über die Zusammenfassung von Objekten zu Gruppen und Untergruppen
einen kompakteren Überblick über die angebotenen Informationen geben kann.
Ein bei der Strukturierung eines WWW-Servers oft begangener Irrweg ist, daß
er die Struktur der Organisation, die dahinter steht, widerspiegelt. Es sollte
besser eine aufgabenangemessene Gliederung mit Hilfe von Benutzern gefunden werden.
Ein geeignetes Vorgehen hierfür ist, die anzubietenden Themen auf Karteikarten zu schreiben
und diese Karten von Benutzern in Gruppen zusammenfassen zu lassen.
- Menüs
Bei den meisten Programmen mit grafischer Oberfläche hat sich die Auswahl von
Funktionen oder Informationen aus Menüs (z.B. Pulldown-Menüs) bewährt.
Weil Benutzern von daher der Umgang mit Menüs vertraut ist, bereiten sie ihnen
meist keine Probleme. Die Qualität eines Menüsystems ist nicht nur entscheidend von der
Qualität der Gliederung, sondern auch von den Menütiteln abhängig.
Dabei sind die Einbeziehung der
Benutzer beim Aufbau der Menüs obligatorisch,
um eine hohe Ergonomie zu gewährleisten. Eine Möglichkeit, die Qualität zu testen,
ist der "Thinking aloud page walkthrough". Es werden unbefangene Benutzer befragt,
was sich ihrer Meinung nach hinter den einzelnen Menütiteln verbirgt.
- Die Volltext-Suchfunktion
Ein wichtiges Mittel der Navigation in großen Hypertext-Systemen sind Suchindizes.
Sie ermöglichen es, im Hyperspace Dokumente nach Angabe eines Suchwortes zu finden.
Von den gefundenen Objekten aus können die Benutzer
dann über assoziative oder strukturelle Verweise zu
weiteren Seiten gelangen, bis alle gewünschten Informationen gefunden wurden.
Dies macht eine Suchfunktion gerade beim Hypertext sehr effizient.
Bei mehreren Benutzbarkeitstests beobachtete der Autor, daß Benutzer besonders
gerne auf die Suchfunktion zurückgriffen, wenn sie die gewünschten Informationen
nicht auf Anhieb über die Menüstruktur finden konnten. Diese zentrale Bedeutung
macht eine Suchmaschine auch für lokale Server wichtig.
- Der Index
Über den alphabetischen Index ist es möglich, auf besonders wichtige Informationen direkt
zuzugreifen. Ein Buch ohne Index ist oft nur die Hälfte wert, da ein wichtiges Werkzeug
fehlt, um wesentliche Informationen schnell zu finden.
Wenn sich ein Benutzer in der Struktur eines WWW-Servers nicht zurechtfindet, so gibt
ihm ein Index der Seiten die Möglichkeit, auf alphabetischem Wege auf die gesuchten
Informationen zuzugreifen.
- Navigations- von Informationsseiten trennen
Eine Trennung von Menü- und Informationsseiten vereinfacht die Navigation, da
die jeweiligen Seiten kürzer werden und ihre Funktion dem Benutzer deutlicher wird.
Beispielsweise sollte die Homepage eines Systems außer den Startpunkten zur
Navigation kaum Informationstext (wie die Adresse oder die Geschichte der
Organisation) enthalten, da sonst auch regelmäßige Benutzer hier immer wieder Informationen
angeboten bekommen, die sie nicht benötigen.
- Mehrere Navigationsmöglichkeiten bieten
Besonders beim WWW, wo Informationen global zugreifbar sind, ist es schwer,
die Benutzer klar zu definieren. Es können Menschen mit
sehr unterschiedlichen Gewohnheiten, Fähigkeiten und Aufgaben das System verwenden.
Um ihnen allen gerecht zu werden, sollte ein gutes System möglichst mehrere
Navigationsmöglichkeiten bieten.
B. Navigationshilfen auf einzelnen Seiten
Da das WWW von sich aus nicht die Möglichkeit bietet, von beliebigen Seiten aus zur
Homepage und anderen wichtigen Seiten eines Systems zu gelangen,
müssen diese Navigationswege durch Links auf jeder Seite vom Autor selbst angeboten
werden. Ist dies nicht der Fall, kann es leicht passieren, daß ein Benutzer in einer
"Sackgasse" landet, von der aus er nicht weiterkommt.
Links zu folgenden Seiten eines WWW-Servers sollten aus diesem Grund auf jeder Seite
des Servers zu finden sein:
- Zur Homepage des Systems
Die Homepage ist von zentraler Bedeutung, da man normalerweise hier mit der
Navigation beginnt.
- Zu übergeordneten Seiten
Viele Benutzer gelangen über Querverweise oder globale Suchmaschinen direkt
zu Informationsseiten eines WWW-Servers. Verweise zur übergeordneten Seite in der
Hierarchie helfen, die lokale Orientierung zu gewinnen.
- Zu den wichtigsten Navigationshilfen des Systems
Damit Benutzer während der Arbeit mit einem WWW-Server schnell eine neue Suche
beginnen können, sollten ihnen auf allen Seiten
direkte Links zu der Suchmaschine und dem alphabetischen Index angeboten werden.
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