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Themen:
Einleitung
1. Performanz
2. Lesbarkeit
3. Frames
4. Seitenlänge
5. Orientierung
6. Navigation
7. Seitenfuß
8. Hyperlinks
9. Konsistenz
10. URLs
Literatur

10 wichtige Leitlinien für die Gestaltung von ergonomischen WWW-Informationssystemen

2. Leserlichkeit und Plattformunabhängigkeit

Eines der Ziele bei der Entwicklung des WWW war es, ein plattformunabhängiges Informationssystem zu schaffen, das den Wissensaustausch zwischen Personen verbessern sollte (Berners-Lee 1995). Der Informationsaustausch ist durch das WWW unbestrittenerweise in vielen Bereichen verbessert worden, das Ziel der Plattformunabhängigkeit wurde aber nur teilweise erreicht. Obwohl WWW-Clients inzwischen für alle gebräuchlichen Plattformen erhältlich sind und WWW-Dokumente beispielsweise durch die Kodierung landes- und systemspezifischer Zeichen nicht an bestimmte Systemformate gebunden sind, unterscheidet sich die Leserlichkeit vieler Dokumente je nach Plattform erheblich. Ihr Aussehen wird stark vom verwendeten Client und vom Computersystem bestimmt.

Die Ursache hierfür liegt in HTML, der Sprache für die Erstellung von WWW-Dokumenten. HTML beschreibt eine Textstruktur, nicht aber das Layout der Seite, wie u.a. Postscript. Die Darstellungsweise beispielsweise einer Überschrift unterliegt der Interpretation des WWW-Clients.

Besonders starke Unterschiede gibt es zudem in der Darstellung von Grafiken, da die Fähigkeiten der Hardware stark differieren können. Die Anzahl der dargestellten Farben reicht von Monochrom bis hin zu Millionen Farben, und die Auflösung der Grafikkarten und Bildschirme ist ebenfalls stark unterschiedlich. So passiert es leicht, daß Grafiken auf einem System sehr gut aussehen, auf einem anderen aber kaum erkennbar sind.

Die Parsingfähigkeiten der WWW-Browser weichen ebenfalls stark voneinander ab. Der HTML-Spachschatz wurde seit der Entstehung des WWW permanent erweitert. Vor allem ältere Clients können oft einige der neuen HTML-Befehle nicht interpretieren, wodurch eine entsprechende Seite leicht schlecht lesbar werden kann.

Empfehlungen

Folgende Punkte sollten beim Erstellen von WWW-Dokumenten berücksichtigt werden:
  • Hohen Helligkeitskontrast verwenden
    Ein hoher Kontrast zwischen Text und Hintergrund verbessert die Lesbarkeit der Seiten. Die beste Lesbarkeit ist bei einer schwarzen Schrift auf weißem Grund gegeben, weshalb auch die meisten Anwenderprogramme diese Kombination wählen. Besonders schwer lesbar ist blaue oder rote Schrift auf schwarzem Hintergrund und gelbe oder grüne Schrift auf weißem Hintergrund.
    Blaue, rote oder lila Schrift auf schwarz.
    Gelbe, grüne oder türkise Schrift auf Weiß.
  • Harmonierende Farben einsetzen
    Was zuerst wie ein eher ästhetisches Problem erscheint, kann auch tatsächlich ein Benutzbarkeitsproblem darstellen. Es gibt viele Farben die, wenn sie direkt nebeneinander dargestellt werden ein scheinbar unruhiges Bild erzeugen und schwer zu fokussieren sind. Dies wird vor allem durch die Unfähigkeit des menschlichen Auges hervorgerufen, Farben unterschiedlicher Wellenlänge gleichzeitig zu fokussieren. Allgemein sollte deshalb farbige Schrift auf farbigem, insbesondere andersfarbigem Grund vermieden werden. Sehr problematisch sind Kombinationen wie Blau auf Rot oder Grün auf Lila.
    Ein roter Hintergrund fällt sehr ins Auge.
    Dies ist eine recht ausgefallene Farbkombination.
  • Nur kontrastarme Hintergrundgrafiken verwenden
    Hintergrundgrafiken machen Seiten leicht unlesbar, weshalb man entweder ganz auf sie verzichten oder sehr dezente und kontrastarme Muster einsetzen sollte. Die Seiten sind auf jeden Fall auch auf anderen Systemen (beispielsweise 16 Farben) zu testen.
  • Nicht die Schriftgröße für den Standardtext ändern
    Teilweise werden größere oder kleinere Zeichen für den Standardtext verwendet, um das Aussehen der Seiten zu verbessern. Dies ist eine sehr plattformabhängige Art des HTML-Designs, weshalb sie nicht auf allen Systemen zum gewünschten Ergebnis führen kann. Wenn ein Benutzer die Darstellung für den Standardtext ändern möchte, kann er das in seinem Browser selbst einstellen. Größere oder kleinere Zeichen sollten deshalb für Hervorhebungen, Überschriften und ähnliches vorbehalten bleiben.
  • Keine feste Bildschirmauflösung voraussetzen
    Jedes HTML-Dokument sollte auch auf Systemen mit geringer Auflösung in voller Breite dargestellt werden können. Ansonsten müssen einige Benutzer sowohl vertikal als auch horizontal scrollen, um alle Informationen auf dem Bildschirm erfassen zu können. Die Anzahl der Computer mit VGA-Grafik und 640 x 480 Pixeln wird zwar prozentual gesehen ständig kleiner, es wird aber wohl noch lange welche geben. Zudem wollen viele Benutzer nicht die volle Bildschirmbreite durch den Browser belegen, da sie beispielsweise mehrere Fenster gleichzeitig öffnen, um die Wartezeit zu überbrücken.
  • Systeme mit weniger Farben berücksichtigen
    Computer mit S/W, 16- oder 256-Farb-Darstellung sind noch oft anzutreffen. Damit die Benutzer solcher Systeme ebenfalls die Informationen auf den angebotenen HTML-Seiten erkennen können, sollten Icons und Grafiken ausreichend starke Kontraste aufweisen.
  • Informationen auch für andere Browser darstellbar machen
    Es gibt noch viele Benutzer mit älteren Browsern, da ihre Computer nicht über genügend RAM verfügen, um Browser wie den Netscape Communicator 4.0 vernünftig verwenden zu können. Deshalb sollte zumindest die Lesbarkeit der Seiten mit älteren Browsern sichergestellt werden. Diese Seiten beispielsweise verwenden Tabellen, sind aber auch noch mit Netscape 1.2 zu lesen.
  • Cascading Style Sheets (CSS)
    Cascading Style Sheets erlauben es, das Erscheinungsbild von HTML-Tags und damit das Aussehen von HTML-Seiten genauer zu spezifizieren. Dies ist zwar eine sehr vorteilhafte Gestaltungsmöglichkeit, es sollte aber dabei immer bedacht werden, daß die CSS-Interpretationsfähigkeiten der unterschiedlichen Browser(-Versionen) stark variieren. Tests mit den gebräuchlichen WWW-Browsern sind daher unumgänglich.

Tests

Da die Seiten eines WWW-Servers nicht für den Autor selbst erstellt werden, sondern für die Leser, muß unbedingt getestet werden, wie die Seiten auf anderen Plattformen zu verwenden sind. Dabei sollten nicht nur unterschiedliche Browser, sondern auch unterschiedliche Hardware- Voraussetzungen berücksichtigt werden. Vor allem ältere und leistungsschwächere Computersysteme als das eigene sind zu bedenken.

Folgenden Tests sollten einem die Gewißheit geben, daß jeder WWW-Surfer die Seiten lesen kann:

  • Ist das System auch ohne Grafiken nutzbar?
    Dazu sollte man einen Test mit abgeschalteter Grafikdarstellung durchführen oder - besser noch - einen textorientierten WWW-Browser wie Lynx verwenden.
  • Können auch Benutzer mit anderen WWW-Browsern die Dokumente lesen?
    Ein Test mit einem nicht so weit entwickelten Browser, wie beispielsweise Mosaic oder Opera, gibt darüber Aufschluß.
  • Haben die Grafiken und Texte genügend Kontraste?
    Zur Überprüfung sollte ein Test mit einem S/W- oder zumindest einem 16-Farb-System durchgeführt werden.
  • Sind die Seiten auch auf Bildschirmen mit kleiner Auflösung nutzbar?
    Dazu bietet sich ein Test mit Standard-VGA-Auflösung (640x480 Punkte) an. Es sollte vermieden werden, daß Benutzer horizontal scrollen müssen, um die gesamte Seite sehen zu können.


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Erstellt: Juni-September 1997
Letzte Änderung: Freitag, 14-Jan-2000 durch Harald Weinreich
EMail:weinreich@informatik.uni-hamburg.de

http://vsys-www.informatik.uni-hamburg.de/ergonomie/lesbarkeit.html